Die ersten Auswirkungen für Webseiten durch die KI, Entwickler nutzen ChatGPT statt Stackoverflow.
Als ich mit Programmieren angefangen habe, hatte ich noch kein Internet und daher musste ich mich auf die beiliegenden Bücher und später Online-Hilfe verlassen. Gerade bei Visual Basic und Delphi war die Online-Hilfe sehr gut, für den Rest gab es ein Buch, welches die restlichen Themen gut abdeckte.
Mit dem Internet wurde die Sache einfacher, viele Lösungen und Fragen wurden online irgendwo gepostet. Damals noch im Usenet und die Seite „deja.com“ bot dafür eine passende Suchmaschine. Die Seite wurde dann von Google übernommen.
Ein Problem damals war, dass die Antworten qualitativ nicht bewertet wurden. In vielen Foren, Usenet und Co fanden sich viele nicht hilfreiche Antworten. Die erste Antwort auf eine Frage zu Visual Basic lautete meist in der Form: „Warum nimmst du nicht Visual C++?“.
Irgendwann kam Stackoverflow um die Ecke und war für viele Jahre der „Defacto“ Standard für Entwickler. Im Prinzip auch ein Forum, aber mit dem angenehmen Nebeneffekt gleichzeitig auf eine Art Wiki zu sein. Antworten konnten verbessert, bewertet und gerankt werden. Idealerweise wurde die beste Antwort nach oben bewertet. Dank Bewertung der User entstand auch eine Hemmschwelle, unsinnige Antworten zu geben. Nachteil des Bewertungssystems ist aber auch, dass ich nie wirklich eine Frage gepostet habe. Zu groß die „Angst“, mit einer dummen Frage schlechte Bewertungen zu kassieren.
Und natürlich gibt es eine Wartezeit, bis jemand die Frage beantwortet hat.
ChatGPT statt Stackoverflow
In diese Lücke stößt nun ChatGPT und sorgt damit für Trafficschwund bei Stackoverflow. Idealerweise funktioniert es so, dass ich die KI eine zielgerichtete Frage stelle und ich eine maßgeschneiderte Antwort bekomme. Passt die Antwort nicht, kann ich interaktiv nachbessern.
Ich selbst verwende inzwischen auch regelmäßig ChatGPT für Programmierfragen. Selbst einfache Fragen, wie ich ein GridLayout in SWT erstelle, sind schnell gestellt und schnell beantwortet. Die Antworten sind überwiegend gut, lediglich bei komplexen Sachverhalten gerät die KI ins Schwimmen. Für diese Fälle gibt es am Ende dann doch noch die Google Suche und Stackoverflow.
Mit Copilot X wird bald auch direkt eine textbasierte KI in Microsoft Entwicklungsumgebungen zur Verfügung stellen.
Vergütung und Inhalte
Für Seiten wie Stackoverflow ist das ein Problem, im geringen Maße auch für meine Webseite. Ich habe hier auch viele Artikel zu Problemlösungen online gestellt. Nur braucht man diese in Zukunft in vielen Fällen nicht mehr, bzw. eben doch. Die KI braucht Input und die KI lernt durch andere Inhalte. Seiten wie diese, Stackoverflow und andere Webseiten stellen quasi das Trainingsmaterial bereit für die künstige Intelligenz.
Webseiten werden zu kostenlosen Content-Lieferanten der KI, bekommen aber selbst weniger Geld, da weniger Traffic. Das wird noch eine spannende Diskussion geben, Leistungsschutzrecht 2.0. Nur wie will man nachweisen, welche Inhalte von welcher Webseite in welchem Umfang kommen?
Fazit
Veränderung gehört dazu, von Deja.com und dem Usenet redet heute auch keiner mehr. In ein paar Jahren reden wir vielleicht nicht mehr von Stackoverflow. Oder Stackoverflow entwickelt sich weiter und wird ebenfalls zur KI und lernt aus der Interaktion mit dem Entwickler. Es bleibt spannend.
