Evernote und die Abhängigkeit von Cloud und Programmen

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Enttäuschend nennt Heise.de den Umbau von Evernote und auch ich habe der neuen Version nur wenig positive Neuerungen abgewinnen können.

Ich bin immer wieder skeptisch, wenn eine Firma eine komplett neue Version ihrer Software auf den Markt bringt. Eine komplette Neuentwicklung, das Überboard werfen des Altem ist meist deutlich komplexer als vorher angenommen. So auch bei Evernote. Die neue Version arbeitet plattformunabhängig mit dem Electron-Framework. Das spart Entwicklungszeit und eine Funktion muss nicht für das jeweilige System entwickelt werden. So die Theorie.

In der Praxis ist der Neubau doch deutlich komplexer. Viele Funktionen wurden jahrelang entwickelt und lassen sich nicht mal eben auf die neue Plattform hieven. So fehlen der neuen Version viele Dinge, seien es Shortcuts, Einstellungen oder einfach ein Kontextmenü.

Pech für den, welcher seine Workflows, Prozesse und Daten auf eine Software setzt. Der Anbieter geht Pleite, ändern sein Geschäftsmodell oder bringt einfach eine neue Version heraus, welche nicht mehr die Anforderungen erfüllt.

Ich selbst bin Evernote-Nutzer, habe mich aber stets davor gehütet mich von der Software abhängig zu machen. Die Verlockung ist natürlich da. So könnte ich alle meine gescannten Dokumente dort ablegen, schick, durchsuchbar und jederzeit von unterwegs im Zugriff. Ich könnte auch all Notizen, Wissen oder Infos dort sammeln. Stattdessen ist Evernote für mich nur ein kurzfristiger Speicher. Ich schreibe damit Blogartikel, füge Bilder und Screenshots ein, sammel Informationen im Internet oder stelle anderen Leuten Informationen zur Verfügung, was mit der Freigabe einer Notiz sehr schön funktioniert. Ich kann auf einem Gerät anfangen zu schreiben, auf dem nächsten die Screenshots erstellen, alles ist synchron.

Allerdings lagere ich keine längerfristigen Sachen dort. Meine Dokumente liegen zwar in der Cloud, aber in Dateiform. OneDrive ist praktisch, aber wenn Microsoft das Angebot ändert, bin ich mit meinen Daten zur Not auch schnell woanders hin umgezogen. Wer die Dokumente der letzten 10 Jahre dort eingepflegt hat, tut sich vermutlich schwieriger.

In Programmen wie Evernote oder OneNote sind die Informationen in einer Blackbox. Mit Glück gibt es einen Export in ein vernünftiges Format. Ein Import in eine andere Software ist meist ungleich schwieriger.

Ich bin gespannt wie viele Unternehmen noch verfluchen werden, ihr ganzes Wissen in OneNote, Google Keep oder Evernote versenkt haben.

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