Niemand verwendet den Windows Store, das beklagt ein Entwickler in einem Winfuture Artikel. Nun finde ich das gar keinen besonderen Grund zur Klage. Der Grund sind nicht die App Stores dieser Welt an sich, sondern die Bürokratie und Kosten dahinter.
Erstmal klingt die Idee nach einer zentralen Anlaufstelle für Programme, Spiele und Co in einem Betriebssystem gut. Die mobile Welt der Smartphones wurde erst durch Apps und die leichte Möglichkeit Apps zentral herunterzuladen erfolgreich.
Mit Grausen erinnere ich mich an PDA-Zeiten zurück, bei denen man die App am PC herunterladen musste um diese anschließend auf das Gerät zu synchronisieren. Am Computer war dies kein großes Problem. Der App Store hieß und heißt Suchmaschine, der Download erfolgte und erfolgt über die Hersteller-Homepage und das Installationsprogramm war und ist die Software schnell installiert.
Einen zentralen Store im Betriebssystem braucht es also nicht unbedingt, aber auch dieser hat Vorteile. Während das herunterladen und installieren einfach ist, wird es beim Kauf von Software schwieriger. Viele Entwickler betreiben ihre eigenen Online-Shops, einige verwenden Dienstleister wie ShareIt. Das heißt jedesmal: persönliche Dateneingeben, Zahlungsdaten eingeben, Bestellen, Warten.
Am Ende des Kaufs steht dann ein Freischaltkey zum Freischalten der Software, oder man bekommt eine Möglichkeit die Vollversion herunter zu laden. Diese Sachen müssen irgendwo abgelegt werden und gesichert werden. Wird ein Computer neu eingerichtet: Lizenzkey heraussuchen, eingeben und hoffen das nicht irgendein obskurer Aktivierungsalgorithmus die Freischaltung verhindert.
Der zentrale App Store löst dieses Problem. Der Anwender meldet sich einmal an, kauft die Anwendungen und kann diese nun einfach herunterladen. Ohne Freischaltschlüssel. Auf einem anderen PC kann die App dann ebenfalls installiert werden. Ein Klick im App Store genügt. Der Entwickler der App kennt seine eigenen Kunden gar nicht. Er bekommt keine Informationen wer genau die Software gekauft hat. Schön für den Datenschutz. Für den Entwickler manchmal ein Nachteil, aber damit kann ich leben.
Die Vorteile für den Kunden scheinen also zu überwiegen. Wo Licht ist auch Schatten:
Gebühren
Egal ob Apple oder Microsoft. Beide nehmen sich gute 30% vom Umsatz. Die sind einfach mal weg. Wer eine Anwendung für 20 Euro verkauft, bekommt 14 Euro, von denen noch die Mehrwertsteuer verschwindet. Es bleiben knappe 12 Euro. Für den Entwickler lohnt es sich wenig die Anwendung über den App Store zu vertreiben. Außer es handelt sich um extrem preiswerte Apps im einstelligen Euro-Bereich, für die kaum ein Anwender bereit ist, dafür einen extra Bestellprozess auf der Herstellerseite durchzuführen.
Bleibt die Frage, wie viel Gebühren für den Betrieb der Plattform fair wäre. Immerhin kostet der Betrieb und Moderation auch Geld. Eine wirkliche Antwort ist schwierig, meiner Meinung nach sollte der Prozentsatz bei 10% bis maximal 15% liegen.
Um überhaupt mitmachen zu dürfen, muss man bei beiden Anbietern ein Eintrittsgeld zahlen. Bei Apple sind es 99 Euro im Jahr, bei Microsoft immerhin nur ein einmaliger Betrag. Wer kostenlose Software vertreiben möchte wird so gleich abgeschreckt.
Prozesse
Das Einstellen von Apps ist ein mehr oder weniger komplexer Prozess. Die App muss verpackt, teilweise signiert und eingestellt werden. Auch wer nur in mehrmonatlichen Rythmus neue Versionen bereitstellt, wird von veränderten Interfaces und neuen Angaben, welche er tätigen muss überrascht. Die automatische Validierung schlägt fehl, obwohl man alles wie beim letzten Mal getan hat.
Größere Firmen werden damit wenig Probleme haben, hier gibt es einfach eine neue Funktionsstelle, die sich nur darum kümmert. Diese Personen haben dann auch die Zeit sich die ausufernden Beschreibungen über die Prozesse durch zu lesen.
Als kleiner Entwickler, der am Ende nur sein Update einstellen will, ist der Prozess ein ärgerlicher.
Richtlinien und Review
Nach dem Einstellen erfolgt der Review. Die Idee ist eine Gute. Der Anwender wird vor Schadsoftware oder Software die einen Nutzen verspricht, den sie nicht hat geschützt. In der Praxis dauert so ein Review gerne mal eine Woche. Gibt es etwas zu beanstanden, dann wiederholt sich das Spiel. Während Microsoft hier noch relativ zahm ist, ist es bei Apple etwas penibler. Lief eine App in der Vergangenheit problemlos durch den Review, muss das in der Zukunft nicht so sein. Die Review-Regeln ändern sich und werden von Reviewern auch unterschiedlich ausgelegt. Wenn man Pech hat, kommt man gar nicht mehr in den Store. Durch die Regeln der Stores können bestimmte Anwendungen überhaupt nicht zugelassen werden. Viel Spaß, wenn Microsoft und Co irgendwann entscheiden nur noch Store Apps zuzulassen.
Eigene Erfahrungen
Derzeit haben wir nur eine App im Windows Store, den DA-FormMaker. Dies war ein Test, bzw. ist es ein Service am Kunden. Viel wird nicht über den Store verkauft und am Ende ist es auch gut so. Die Prozesse sind schwierig und langwierig und Microsoft lässt sich hierfür großzügig entlohnen. Meldet ein Kunde einen Fehler, dann behebe ich den meist innerhalb von Tagen. Der Kunde freut sich über ein schnelles Update, wenn er die Software direkt gekauft hat. Im Store muss die App erst durch den Review und der Kunde muss zusätzlich warten. Von daher verkaufen wir unsere Apps lieber weiterhin direkt.
Am Meisten schmerzen die 30% Gebühr, die am Ende auch über die Profitabilität einer Anwendung und damit auch über die Weiterentwicklung. Von daher versuche ich, sofern nicht anders möglich immer direkt beim Hersteller zu kaufen. Kunden, welche dem Hersteller und nicht Microsoft das Geld geben möchten, sollten es dem gleich tun.