Twitter und Elon Musk, hat das eine Zukunft?
Zusammengefasst: Ich denke schon. Twitter nutze ich seit über 10 Jahren. Wobei Nutzen der falsche Begriff ist. Im Grunde beschränkt sich meine Nutzung darauf, aus Langeweile über die Timeline zu scrollen und mich zu wundern. Im Gutteil der Tweets wird über irgendwas gemeckert und in den Antworten wird dann darüber gemeckert. Die Leute pflaumen sich an, statt die Meinung des anderen einfach als das stehenzulassen, was es am Ende ist, eine Meinung unter vielen. Es gibt jede Menge Streitereien, das geschriebene wird interpretiert, gerne zu Nachteil des geschriebenen. Wer richtig Glück hat, dessen Tweet wird herumgereicht und ein Shitstorm losgetreten.
Auf die reale Welt hat das keinen Einfluss. Ein Shitstorm auf Twitter besorgt, außer vielleicht die Medien, niemanden wirklich. Ich sehe nicht viel Sinn darin, mit anderen online zu diskutieren, beschränke mich daher meist auf passives Mitlesen. Es hat einen morbiden Charme. Aber es hat Erfolg. Den Dienst gibt es inzwischen recht lange und auch die Übernahme von Elon Musk wird dem Dienst eher helfen als Schaden.
Übernahme durch Elon Musk
Elon Musk hat Twitter im letzten Jahr übernommen. Seitdem wird jeder Schritt und jede Maßnahme kritisch beäugt, auch auf der Plattform und auch durch die Medien. Angefeuert wird dies durch die offene Kommunikation von Musk. Beispielsweise, wenn er sich mit irgendwelchen Mitarbeitern öffentlich streitet und diese am Ende gefeuert werden. Ein gefundenes Fressen…
Viele sehen seine Entscheidungen als Anfang vom Ende an, ich denke, diese Maßnahmen werden dafür sorgen, dass Twitter weiterhin existiert und Gewinne abwerfen wird.
Entlassungen
Von knapp 7000 Leuten sollen nur noch unter 2000 Leute dort arbeiten. Der Zusammenbruch ist ausgeblieben. Ich vermute, dass die vielen Jahre dort ein großer Wasserkopf entstanden ist. Es gab zahlreiche Videos von Mitarbeitern online, wie ein typischer Tag bei Twitter aussieht. Meetings, Smoothies, veganes Mittagsmahl, Gym und Feierabend.
Elon Musk hat ausgemistet und bisher lief der Dienst ohne Probleme weiter. Hier dürfte nun ordentlich Geld eingespart werden. Elon Musk konnte das machen, weil ihm alles egal ist, das originale Twitter Management hätte sich nicht getraut diesen Weg zu gehen.
Drittanbieter-Clients
Ein schmerzhafter Schritt war das Abschalten der Third-Party-Clients. Ich war nie Freund der originalen Twitter ab. Auf dem iPhone habe ich TweetBot verwenden, auf dem Android Fenix. Über Nacht und kommentarlos wurden die Zugänge der Apps gekappt und die Clients nicht mehr verwendbar. Irgendwann sickerte durch, dass dies Absicht war. Sehr schlechte Kommunikation, aber nachvollziehbar. Die Clients haben nie Werbung ausgespielt. Twitter hatte also selbst nur Kosten mit den Clients. Einzelne Funktionen wurden nicht angeboten, wie der „Für Dich“ Thread.
Man hätte dies auch anders lösen können und den Clients einfach aufdrücken sollen, auch die Werbung einzuspielen. Erstmal gab es Gemecker, der ein oder andere User hat Twitter sicher auch Good-Bye gesagt, aber die Masse (falls es überhaupt die Masse war), wird sich einfach den Twitter-Client installiert haben.
Alternativen? Mastodon?
Einige Zeit lang wurde viel über Alternativen geredet. Mastodon! Dezentral und unabhängig. Ich denke, das hat keinen nachhaltigen Erfolg. Erinnert sich noch jemand an App.net? Ich habe die Twitter-Alternative auch mal genutzt, war nett, aber mehr auch nicht. Die meisten User wollen, dass ihre Inhalte gelesen werden. Dies geht nur auf der größten Plattform. Ich denke nicht, dass wir von Shitstorms auf Mastodon in den Medien hören werden. Die meisten, welche trotzig von dannen gezogen sind, kommen wieder.
Geldquelle Twitter Blue
Als ich zum ersten Mal von Twitter Blue gehört habe, war meine Reaktion „wer soll dafür zahlen“. In den ersten Entwürfen war von weniger Werbung die Rede und ein paar anderen Vorteilen. Wer soll dafür zahlen? Allerdings hat Twitter nun eine Killerfunktion eingebaut: Reichweite. Am 20.04. verschwinden die bisherigen blauen Haken.
Wer bezahlt, dessen Tweets werden höher gerankt und den Nutzern öfter angezeigt, z.B. in der „Für Dich“ Leiste. Für viele lautstarke Twitterer ist Reichweite die Währung. Was nutzt es, wenn ich Krawall mache und es niemanden angezeigt wird? Wohl oder übel werden die Wichtigtuer dann trotz Ablehnung von Elon Musk das Abo klicken.
Fazit
Meine Prognose für Twitter ist daher positiv. Ich bleibe weiterhin aber eher nur der passive Zuschauer.
